Im Jahr 2017 wurde unser Sportplatz 90 Jahre alt. Das sieht man ihm aber keinesfalls an!
Der 1904 gegründeter Turnverein „Vorwärts“ wurde 1926 umbenannt in Turn- und Sportverein „Vorwärts“. Am 19. Juni 1927 wurde dann der in reiner Eigenregie entstandene Sportplatz eingeweiht.
Ein Fußballfeld, eine fast ebenso große Fläche für die Turner umgeben von einer 300 Meter langen Laufbahn für Leichtathleten war entstanden und wurde von nun an mit großer Begeisterung genutzt. Vorbei war die Zeit, in der sich die Turner auf Grünflächen oder Spielwiesen in den Gartenvereinen übten, vorbei die Zeit vor allem für die 1920 gegründete Fußballabteilung, die ihren Spielbetrieb auf einer Fläche des damaligen Exerzierplatzes, dem heutigen gartenverein West, austrug.
Die Lindenthaler Sportler waren weiter aktiv und schufen sich ein kleines Sozialgebäude mit Umkleideräumen und einem Waschraum. Leider konnte sich der Verein nicht allzu lange an seinem Besitz erfreuen, denn bereits 1933 wurde der Arbeitersport von den Nazis verboten, der Verein enteignet und das Vermögen beschlagnahmt.
Als sich nach dem 2. Weltkrieg das Leben wieder normalisierte, wurde auch bald wieder Sport getrieben. Die Sportgemeinschaft Lindenthal entstand und konnte das Areal übernehmen. Der Sportplatz wurde wieder zum Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in Lindenthal. Viele fleißige Hände packten mit an um der Sportstätte ein neues Gesicht zu geben. Von einer Platzpflege im heutigen Sinne konnte man viele Jahre nicht sprechen. Natürlich musste das Gras, durchsetzt von vielen Unkräutern, gemäht werden. Maschinelle Rasenmäher kannte man noch nicht, also musste die gute alte Sense herhalten und das war auch nur in Gemeinschaftsaktionen möglich.
Das Sportlerheim war bis zu seiner zwangsweisen Schließung beliebter Treffpunkt der Lindenthaler Arbeitersportler. Als nach 1945 der Sportbetrieb weiter ging, übernahm der „Ratskellerwirt“ bei Heimspielen der 1. Fußballmannschaft die Bewirtschaftung der Gaststätte. Sonst blieb das Heim geschlossen. Ab 1958 wurde es zur öffentlichen Gaststätte und von verschiedenen Wirten betrieben. Zuletzt stand die Familie Aris fast 38 Jahre hinter der Theke und in der Küche!
Die finanziellen Mittel des Vereins waren immer begrenzt. In den Sportplatz konnte kaum etwas investiert werden. Pläne zu dringend Veränderungen gab es immer, umgesetzt wurden sie aber erst Ende der 60er Jahre. Ein Sozialtrakt wurde an das Gebäude des Sportlerheims angebaut. Endlich ordentliche Toiletten, Duschen und Kabinen mit Zentralheizung. Später wurden noch Räume zur Nutzung als Klubzimmer, Büro und Lager angefügt. Anfang der 70er Jahre wurde die Aschebahn reaktiviert. In vielen Arbeitseinsätzen („Subotniks“) wurde der alte Belag ersetzt und die Bahn konnte der Schule zur Nutzung übergeben werden. Im Inneren wurde ein Kleinfeld für die Kinder angelegt, die erste Flutlichtanlage wurde in Betrieb genommen. Die LPG Breitenfeld half inzwischen mit Großgeräten die Spielfelder zu mähen.
Nach der Wende gingen im Zuge der Eingemeindung der Kommunen am Leipziger Stadtrand die Sportanlagen in städtisches Eigentum über. Mit der Neugründung des „TSV Einheit Lindenthal“ tat sich viel auf dem Sportplatz. Wenn heute auf den Spielfeldern auf wirklichem Rasen gespielt wird und nicht mehr auf einer bunten Wiese, dann ist es das Ergebnis einer intensiven systematischen Bearbeitung der Flächen in den letzten gut 15 Jahren. Pläne für einen Brunnen gab es schon länger. Seit sie endlich umgesetzt wurden, berieselt nun kühles Wasser aus 37 Meter Tiefe den durstigen Rasen im Sommer.
Als nach der Wende der Schulsport zum Erliegen kam, war es auch mit der Pflege der Laufbahn vorbei, denn die Schulsportgemeinschaft hatte während der Zeit der intensiven Nutzung die Pflege übernommen. Ende der 90er Jahre wurde sie zurückgebaut. Nichts erinnert mehr daran. Die Fläche für ein zweites Fußballfeld mit den Mindestmaßen war geschaffen worden. Die modernisierte Flutlichtanlage leuchtet das Ganze auch besser aus.
Die Kegelbahn gehört seit 1961 zum festen Bestandteil der Sportanlage. Sie wurde in mehrjähriger Bauzeit in Eigenleistung errichtet und nach und nach technisch auf den neuesten Stand gebracht. Sie wird seit ihrer Inbetriebnahme gut gepflegt und gut genutzt.
Aus eigenem Erleben und mündlichen Überlieferungen heraus konnte die Geschichte unseres Sportplatzes hoffentlich ein wenig nachgezeichnet werden. Der Platz reicht an dieser Stelle nicht aus um all die Namen von verdienstvollen Helfern zu nennen.
Jedenfalls waren viele Hände notwendig um das zu schaffen was heute vor uns liegt!